Teil 3. Quiltsandwich, Quilten und Binding
Hier findet ihr die beiden ersten Kapitel:
1. Was ist Patchwork und was braucht man dazu?
2. Patchwork: Zuschneiden und Nähen
Heute kommt das Finale – ich zeige und erkläre euch, was ein Quiltsandwich ist (nichts zum Essen..), wie ihr das dann quiltet und zum Schluss das Binding anbringt.
Quiltsandwich
Im ersten Teil habe ich euch bereits beschrieben, was man für einen Quilt braucht: Quilttop, Volumenvlies und Rückseitenstoff. Beide letzter genannten sollten insgesamt um die 5-10 cm größer sein, als das fertige Quilttop. Das Quilttop, das ich hier als Beispiel gemacht habe, ist ca. 75 x 95 cm groß. Dementsprechend müssen das Vlies und der Rückseitenstoff ca. 80 x 100 cm (oder etwas mehr) groß sein.
Quilttop, Rückseitenstoff und Volumenvlies (H 281 von Freudenberg) |
Jetzt müsst ihr diese drei Lagen zusammen bringen indem das Volumenvlies zwischen Quilttop und Rückseite positioniert wird. Damit die verschiedenen Lagen beim anschließenden Quilten nicht verrutschen, muss man sie fixieren. Dazu gibt es drei Möglichkeiten:
- Mit einem Reihgarn heften – erst mittig horizontal und dann vertikal. Anschließend noch durch die Diagonalen mit einem Heftstich durchnähen. Das Reihgarn lässt sich nach dem Quilten problemlos entfernen.
- Mit Quilt-Sicherheitsnadeln in Abständen von ca. 10 cm die drei lagen miteinander fixieren. Ein anschauliches Tutorial gibt es dazu auf dem Blog von Fadengerade.
- Mit Textilsprühkleber die drei Lagen fixieren. Dabei bringt man den Kleber mit einer Sprühflasche auf, kann die miteinander zu verklebenden Lagen aber mehrmals neu positionieren, falls Falten entstehen oder man die Position korrigieren muss. Der Kleber verbindet nur, macht den Stoff aber nicht starr und bei der ersten Wäsche geht er wieder raus.
Ich bevorzuge den Textilsprühkleber, denn er ist am schnellsten aufzubringen (Heften ist viel zu mühsam…) und behindert nicht beim späteren Quilten, wie das die Sicherheitsnadeln tun.
Achtung: der Sprühkleber vernebelt, d.h. alles rings herum wird sozusagen mit verklebt, solange es nicht z.B. durch Zeitungspapier abgedeckt ist!
Dazu breite ich mein Vlies aus und lege den Rückseitenstoff darauf aus. Anschließend klappe ich eine Seite des Stoffes weg und besprühe dann das Vlies. Nun den wegeklappten Stoffteil wieder auf das Vlies ausbreiten und dabei glatt streichen. Mit der anderen Stoffhälfte genauso verfahren.
Im nächsten Schritt dreht man die beiden miteinander verklebten Lagen um und verfährt mit dem Quilttop genauso.
Wichtig ist, das ihr bei diesem Vorgang (egal, ob ihr nun heftet, mit Nadel steckt oder den Sprühkleber verwendet) genau darauf achtet, das sowohl auf Rückseitenstoff – sowie auf dem Quilttop keine Falten mehr vorhanden sind.
Wie ihr auf dem folgenden Bild gut erkennen könnt, ist das Vlies samt Rückseitenstoff ringsum breiter geschnitten, als das Quilttop.
Quiltmanufaktur – Quiltsandwich |
Quilten
Das Quilten ist das durch Steppen (per Hand oder Maschine) verbinden der Stoff- und Vlieslagen miteinander. Das Quilten verhindert, das sich die verschiedenen Lagen gegeneinander verschieben.
Rein theoretisch reicht es aus, wenn ihr in Abständen von max. 30 cm punktuell durch die Lagen hindurchnäht – das wäre die einfachste Methode. Sie klingt simpel und unspektakulär, kann aber auch ihren Reiz haben. Dazu nehmt ihr am besten ein Perlgarn und eine Sticknadel mit größeren Nadelöhr, zieht den Faden doppelt durch und stecht an einer Stelle mehrmals durch die Lagen hindurch. Dann schneidet ihr das Garn großzügig ab und verknotet die Enden auf der Quilt-Oberseite. die Fadenenden dann auf 1 cm vor dem Knoten zurück schneiden. Da sieht dann recht urig aus! Natürlich kann man auch die Enden im Sandwich vernähen.
Quiltmanufaktur – Quilt mit Perlgarn verknoten |
Es gibt viel Quilt-Schablonen auf dem Markt, mit denen man die tollsten Motive auf den Quilt übertragen kann, um dann diese Muster per Hand oder mit der Maschine zu steppen. Zum Übertragen verwendet man Stoff-Markierstifte (die beim Waschen wieder raus gehen) oder Trickmaker. Das sind Filzstifte für Textilien, die entweder nach einer bestimmten Zeit von selber verschwinden oder sich durch Einwirkung von Hitze (beim Bügeln) verflüchtigen.
Wenn man diese aufwendigen Muster mag, sich aber nicht zutraut, so was mit seiner eigenen Maschine zu bewältigen, dann kann man sein Quilttop auch zu einem sog. Longarm-Service schicken. Manche Quilterinnen haben ihr Business darauf spezialisiert, Quilts auf einer Longarm-Quiltmaschine nach dem Wunsch der Kunden zu quilten. Größe und Aufwand bestimmen dabei meist den Preis, den man für die Arbeit bezahlen muss.
Ich möchte euch eine einfache Methode zeigen, die eigentlich für jeden Quilt passt (wenn man sich nicht mehr zutraut…). Im Englischen nennt man sie Stich in the ditch – auf gut Deutsch: Steppen durch den Nahtverlauf (klingt halt nicht so gut…)
Quiltmanufaktur – Stich in the ditch |
Bei dieser Methode stellt ihr eure Stichlänge auf ca. 4 mm und die Stiche führen durch die Teilungsnaht-Linien eures Quilttops. Das ist am Anfang etwas schwierig, weil die Stiche dann auch gerne mal links oder rechts neben der Teilungsnaht landen. Aber grämt euch nicht! – keiner außer euch wird das später sehen… Mit der Übung kommt dann auch das genaue Treffen der Linie. So könnt ihr ganz einfach jeden Quilt quilten ohne euch groß Gedanken machen zu müssen.
Natürlich wird das dann etwas schwierig, wenn ihr Linien dann weiter in der Mitte vom Quilt steppen müsst. Wohin mit dem vielen Stoff unter dem kleinen Durchlass der Maschine? Dazu rollt ihr den Bereich des Sandwichs auf, den ihr bereits gequiltet habt. Und wenn das dann auch zu viel Material wird, fangt ihr einfach von der anderen Seite des Quilts an, zu quilten.
Quiltmanufaktur – Quiltsandwich aufgerollt unter dem Durchlass der Maschine |
Wenn ihr alle horizontalen und vertikalen Linien durchgesteppt habt, könnt ihr euren Quilt begradigen. Durch das Quilten wird der Quilt meist vom Maß her etwas kleiner, als zuvor. Je nachdem, wie aufwendig man gequiltet hat, kann das dazu führen, dass sich das Quiltop an manchen Stellen mehr oder weniger verringert. Um das auszugleichen, hat man vorher ja das Vlies und den Rückseitenstoff rundum größer geschnitten!
Legt euren fertig gequilteten Quilt auf eure Schneidematte und schneidet Vlies + Rückseitenstoff entlang der Linie eures Quilttops zurück – dabei kann man kleine Überstände vom Quilttop wegschneiden oder manchmal fehlen auch einige Millimeter. Wenn es sich dabei nur um minimale Verschiebungen handelt ist das nicht so schlimm. Bei größeren Ungleichheiten müsst ihr euch sehr gut überlegen, wo ihr abschneidet, damit das Muster nachher nicht durchbrochen ist (wenn ihr einen Patchwork Block mit Muster genäht habt) oder euch nicht genug Quilttop-Rand vorhanden ist, um vom anschließenden Binding gefasst werden zu können.
Quiltmanufaktur – Quiltsandwich begradigen |
Auf jeden Fall sollten alle Seiten gerade zurück geschnitten sein und die Ecken im rechten Winkel zueinander stehen.
Quiltmanufaktur – begradigtes Quiltsandwich |
Binding
Dadurch, dass die Schnittkanten von eurem Sandwich noch offen sind, könnten diese ohne das Binding ausfransen – und blöd sieht es ohne dieses auch aus…
Binding ist der englische Ausdruck (wird bainding ausgesprochen!) Einfassen. Mit Hilfe eines Stoffstreifens wird die gesamte Umrandung des Quiltsandwich damit eingefasst.
Die fertige Breite des Bindings ist Geschmacksache – oder hängt davon ab, welches Tutorial ihr dafür zu Rate zieht. Ein Tutorial dazu habe ich bereits auf meinem Blog geschrieben. Bei diesem Tutorial habe ich eine fertige Breite von 1 cm beschrieben. Das Binding, dass ich hier für diesen Quilt anfertige, orientiert sich an dem Maß von 1/4″ Inch, so wie es häufig die amerikanischen Quilter verwenden. Der Vorteil ist, dass es das gleiche Maß ist, wie beim Abnähen der Nahtzugaben zuvor. Wenn ihr euch also mittlerweile an dieses Maß gewöhnt habt, ist der Rest jetzt ein Katzenspiel…
Um den Quilt rundum einfassen zu können, müsst ihr ihn zunächst vermessen: Länge x 2 und Breite x 2. Die Summe ergibt die Länge, die euer Binding-Streifen insgesamt haben muss. Um etwas Spiel zu haben, rechnet ca. 20 cm zu dieser Summe hinzu.
Bei meinem Beispiel-Quilt beträgt die Länge 95 cm und die Breite 75 cm. Demnach brauche ich eine Gesamtlänge von 360 cm (95 cm + 95 cm + 75 cm + 75 cm + 20 cm = 360 cm).
Die Patchwork Stoffe liegen normaler Weise bei einer Stoffbreite von 110 cm. Das heißt also, ich muss 4 Streifen schneiden.
Die Streifenbreite hängt davon ab, wie breit euer Binding fertig sein soll. Im Folgenden Erkläre ich euch, warum ich für meinen Quilt eine Streifenbreite von 2,5″ Inch geschnitten habe.
Die Bilder von links nach rechts begleiten euch bei der Vorbereitung für euren Bindingstreifen. Zunächst schneidet ihr 4 Streifen a` 2,5″ Inch zu. Dann entfernt an beiden Enden jedes Streifens die Webkanten.
Legt in der Folge je den Anfang eines Streifens im 90° Winkel auf das Ende des vorherigen Streifens und zeichnet euch (wie auf dem zweiten Bild zu sehen) eine Linie durch die Ecken.
Diese Linie näht ihr anschließend ab.
Zum Schluss wird der überschüssige Stoff rechts von der Naht auf eine Breite von 1/4″ Inch zurück geschnitten.
Quiltmanufaktur – Vorbereitung für den Bindingstreifen |
Quiltmanufaktur – Bindingstreifen vorbereiten und losnähen |
Quiltmanufaktur – Ecke des Bindings nähen |
Steckt auf der auf der Längsseite, auf der ihr das Binding begonnen habt, den Streifen soweit fest, bis ihr so ca. 20 cm vor den Anfang des Streifens. Der Anfang ist gerade abgeschnitten.
Legt das Ende eures Bindingstreifens über den Anfang. Das Ende des Streifens überlappt um die Länge, wie breit ihr euren Bindingstreifen geschnitten habt = 2,5″ Inch. Den Rest des Streifens schneidet ihr gerade ab.
Die beiden Enden werden rechts auf rechts im 90° Winkel übereinander gesteckt und der Winkel genauso durchgenäht, wie am Anfang der Beschreibung die Streifen zusammen genäht wurden. Den überschüssigen Stoff schneidet ihr auch hier wieder bis auf 1/4″ Inch zurück und bügelt die Nahtzugabe auseinander.
Der Bindingstreifen wird jetzt fertig angenäht.
Quiltmanufaktur – Binding Ende arbeiten |
Den Beginn der letzten Schritte macht das Umschlagen des Bindings auf die Quiltrückseite. Der Bindingstreifen ist breit genug, das er einmal um die Quiltkante umgelegt über die Nahtlinie auf der Rückseite hinweg reicht. Steckt das Binding mit quer gesteckten Nadeln fest.
An der Ecke angekommen legt man den Streifen wie im zweiten Bild ersichtlich in einen 45° Winkel.
Dann wird die nächste Seite festegesteckt, wobei sich an der Ecke die Kante wie im dritten Bild zu sehen ergibt.
Zum Schluss näht ihr das Binding auf der Rückseite per Hand an.
Quiltmanufaktur – Finish des Bindings |
Wenn ihr all diese Schritte befolgt habt, dann seit ihr fertig mit eurem ersten Quilt! Glückwunsch 🙂
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser kleinen Serie ermutigen, das Patchwork auszuprobieren und es als ein neues Hobby (Sucht!!!) zu entdecken?!
Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir Feedback geben würdet, wie ihr meine kleine Serie gefunden habt und ob ihr mit meinen Erklärungen zurecht gekommen seit. auch wenn ihr was anders machen würdet oder was nicht nachvollziehen könnt, wäre es toll, wenn ich darüber von euch hören würde!
Ansonsten wünsche ich euch ganz viel Spaß bei Patchwork – möge die Nadel mit euch sein!
Quiltmanufaktur – Fertiger Quilt |